Bezahlte und unbezahlte Arbeit soll gerechter aufgeteilt, Bedingungen für Frauen in Kommunalpolitik attraktiver gestaltet werden
In Tirol sind lediglich 17 von 277 BürgermeisterInnen weiblich, das sind rund 6 Prozent – in keinem anderen Bundesland ist der Anteil so gering. „Keine andere Vertretung ist so nah an den Menschen wie die Gemeindepolitik. Dabei macht es einen Unterschied, wer die BürgerInnen vertritt. Bei etwas über der Hälfte an Frauen in der Bevölkerung sind in Tirols Gemeinderäten nicht einmal ein Drittel der Plätze von Frauen besetzt. Es scheitert nicht nur an mangelndem Interesse, sondern auch an den Bedingungen im Umfeld, die viele Frauen davon abhalten, sich politisch zu engagieren“, kritisiert Eva Steibl, Bezirksfrauenvorsitzende der SPÖ-Frauen Kufstein.
Bereits 2016 forderte die Regierung unter Kern und Mitterlehner einen Ausbau der Nachmittagsbetreuung um 1,2 Milliarden Euro, von Exkanzler Kurz wurde diese Maßnahme jedoch verhindert. „Es müssen Bedingungen geschaffen werden, damit bezahlte und unbezahlte Arbeit fair aufgeteilt werden können. Familienarbeit ist nicht nur Frauenarbeit. Die SPÖ-Frauen fordern Rechtsanspruch auf kostenfreie Kinderbetreuungsplätze, ganzjährig und ganztägig. Die Regierung muss den Gemeinden Geld zur Verfügung stellen, damit diese die Finanzierung schaffen können“, so Nationalrätin Selma Yildirim, Landesfrauenvorsitzende der SPÖ Tirol.
„Tirols Kindergärten sind im Schnitt an 42 Tagen im Jahr geschlossen. Nach den Barcelona-Zielen fehlen 900 Betreuungsplätze für Kleinkinder. Besonders in den ländlichen Regionen mangelt es an Betreuungsangeboten. Aufgrund der fehlenden Ganztagesplätze sehen sich viele Frauen dazu gezwungen, Teilzeit zu arbeiten. Die Folgen sind weniger Lohn, geringere Pensionen und (Alters-)Armut. Es benötigt Wahlfreiheit! Die Gemeinde Ebbs geht zwar mit gutem Beispiel voran und stellt ausreichend Kinderbetreuungsplätze zur Verfügung, allerdings ist ein großer Teil der Kosten von den Erziehungsberechtigten selbst zu übernehmen“, kritisiert Beate Pargger, Gemeinderätin in Ebbs.
„Es braucht Förderung von beiden Seiten: Eine bessere Aufteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit, damit auch Frauen Kapazitäten frei haben, sich in der Gemeindepolitik zu engagieren. Zusätzlich sind mehr Frauen in Gemeinderäten Voraussetzung, um frauenpolitische Interessen überhaupt erst durchzusetzen“, schließt Sabine Gattringer, Gemeinderatskandidatin der SPÖ in Kufstein, ab.