Kinderbetreuung, Frauen, Vereinbarkeit

Yildirim: „60% der Kindergartenplätze erfüllen Vereinbarkeitskriterien nicht“

Tirol hat weiter Aufholbedarf bei der Kinderbildung und –betreuung. Mängel bei Öffnungszeiten, Ferienbetreuung, Horten und Ganztagsschulen. Teilzeitfalle für Frauen im Land.

„Es geht vorwärts, aber leider nur im Schneckentempo. Von echter Vereinbarkeit von Beruf und Familie sind wir in Tirol immer noch weit entfernt“, zieht SPÖ-Nationalrätin und Landesfrauenvorsitzende Selma Yildirim ihre Schlüsse aus der aktuellen Kinderbetreuungsstatistik des Landes.

„Das ist vor allem für die Frauen im Land ein Problem, die nach wie vor den Großteil der Betreuungsarbeit übernehmen. Die Folgen sind lange Phasen von Teilzeitarbeit, niedrigere Löhne und hohe Armutsgefährdung im Alter. Jeder Elternteil, der das möchte, muss die Möglichkeit haben, Kind und Karriere unter einen Hut zu bringen. Das ist unser Ziel. Daher fordern wir nach wie vor ganzjährige, ganztägige und kostenlose Angebote mit Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz“, so Yildirim.

Schwierig sei die Situation auch für die Gemeinden. Durch die Corona-Krise ist die finanzielle Situation sehr angespannt. „Zum Ausbau der Kinderbetreuungsangebote muss der Bund Geld zuschießen. Das ist an Vereinbarkeitskriterien zu binden“, fordert Yildirim. Die Krise habe außerdem mit Homeschooling und Co rückschrittliche Tendenzen ans Licht gebracht. „Den Preis dafür zahlen ebenfalls vor allem die Frauen.“

Nach wie vor haben weniger als 40% der Kindergartenkinder einen Betreuungsplatz, der ganzjährige Vollzeitarbeit ermöglicht. Um 16 Uhr hat die Hälfte der Kindergärten bereits geschlossen. An 38 Tagen im Jahr ist überhaupt zu. „Bei 25 Urlaubstagen im Jahr ist das natürlich schwierig. Durch die Corona-Krise ist die Situation heuer – speziell im Sommer – zusätzlich angespannt.“

Nur rund ein Viertel der Volksschulkinder wird betreut. Die Horte im Land sind weitgehend ausgelastet, das Angebot an Ganztagsschulen zu gering. „Statt weiter Bedarfserhebungen durchzuführen, plädiere ich dafür Angebote zu schaffen. Das sind wir den Eltern im Land schuldig. Ich habe keine Sorgen, dass diese nicht angenommen werden. Tirol steht im Österreichvergleich immer noch schlecht da.“